Rufanlagen sind Sicherheitsanlagen

Anwendungsbereiche und technische Anforderungen werden in der DIN VDE 0834 beschrieben. Was muss bei der Planung und Projektierung von Rufanlagen beachtet werden? Lesen Sie, worauf es ankommt!

Prinzipieller Aufbau der FN 6000® Rufanlagen

FN 6000® Rufanlagen bestehen aus Elektronikmodulen, Rufeinheiten, Zentralkomponenten und Schnittstellen. Nachfolgend werden das Zusammenspiel dieser Komponenten beschrieben und Hinweise zur Planung gegeben.

Ausstattung der Zimmer

Jeder mit einer Rufmöglichkeit auszustattende Raum bekommt eine Zimmerelektronik, die über das Leitungsnetz als Systembus mit der Zentrale der FN 6000® Rufanlagen verbunden ist. Die Zimmerelektronik wird im Türbereich installiert und beinhaltet in der Regel den Ruf-/Abstelltaster bzw. ein Display sowie den Summer für die akustische Rufnachsendung gemäß DIN VDE 0834. Für die abgesetzte Montage der Elektronik ist ein Modul ohne Tasten erhältlich.

Bei Rufanlagen mit Sprachkommunikation ist die Zimmerelektronik im Sprachterminal integriert. Um den akustischen Gegebenheiten gerecht zu werden, sollte bei offener Sprache das Sprachterminal in der Nähe des Bettes und nicht im Eingangsbereich bzw. Vorraum oder -flur montiert werden.

Im Sinne der DIN VDE 0834 für Rufanlagen ist eine Zimmersignalleuchte vor der Tür und ein separater Abstelltaster im Falle einer angrenzenden und vom Abstelltaster an der Tür nicht einsehbaren Nasszelle zwingend zu planen und montieren.

Es ist dafür zu sorgen, dass die Rufmodule bequem zu erreichen sind. Am Bett ist daher ein Ruftaster mit Steckkontakt zum Anschluss eines Birntasters („Klingelschnur“) vorzusehen. Bewährt hat sich darüber hinaus ein zusätzlicher Steckkontakt zur Nutzung eines Empfängers für einen drahtlosen Birntaster („Funkfinger“)

Der erste Schritt bei der Planung von Rufanlagen ist daher die Ermittlung der auszustattenden Zimmer und Einteilung in die unterschiedlichen Ausstattungstypen.

Typische Zimmerausstattungen

1-Bett-Zimmer

  • Zimmerelektronik mit Ruf-/Abstelltaster an der Tür, alternativ Sprachterminal
  • wahlweise mit integriertem Display zur Rufanzeige bei gesetzte Anwesenheit
  • wahlweise zusätzlicher Steckkontakt für Empfänger zum Betrieb des drahtlosen Birntasters
  • LED-Zimmersignalleuchte mit 3 Leuchtfeldern im Flur
  • Ruftaster mit Steckkontakt für Birntaster am Bett
  • Zugtaster und Ruf-/Abstelltaster in der Nasszelle

2-Bett-Zimmer

  • wie 1-Bett-Zimmer, jedoch zusätzlicher Ruftaster mit Steckkontakt am zweiten Bett

Pflegebad

  • Zimmerelektronik mit Ruf-/Abstelltaster an der Tür
  • LED-Zimmersignalleuchte mit 2 Leuchtfeldern im Flur
  • Zugtaster an WC und Dusche
  • Pneumatiktaster an der Wanne

Behinderten-WC

  • Zimmerelektronik mit Ruf-/Abstelltaster an der Tür
  • LED-Zimmersignalleuchte mit 2 Leuchtfeldern im Flur
  • Zugtaster am WC

Aufenthaltsbereich/Funktionsraum

  • Zimmerelektronik mit Ruf-/Abstelltaster an der Tür, alternativ Sprachterminal
  • wahlweise mit integriertem Display zur Rufanzeige bei gesetzte Anwesenheit
  • wahlweise zusätzlicher Steckkontakt für Empfänger zum Betrieb des drahtlosen Birntasters
  • LED-Zimmersignalleuchte mit 2 Leuchtfeldern im Flur

Dienstzimmer

  • Nebenabfrage mit Display
  • optional mit Sprachfunktion oder Dienstzimmer-Sprechstelle

Flur

  • optional: Flurdisplays

Um den wohnlichen Charakter zu unterstützen, werden die Zimmersignalleuchten zunehmend in Türschilder integriert.

Leitungsnetz der FN 6000® Rufanlagen

Aus der ermittelten Anzahl der Zimmer und Verteilung auf die Wohnbereiche bzw. Stationen ergibt sich die Struktur des Leitungsnetzes.

Bis zu 32 Systembus-Teilnehmer (Zimmerelektronik, Sprachterminal, Dienstzimmer-Anzeige, Flurdisplay, Kontaktauswerter etc.) können auf einer Systembus-Linie betrieben werden.

In Abhängigkeit von der Zimmeranzahl werden pro Wohnbereich oder Station ein oder zwei Systembus-Linien genutzt. Diese physikalische Einteilung hat keine Auswirkungen auf die spätere logische Einteilung des Gesamtsystems.

Um dem physikalisch bedingten Spannungsabfall auf den Linien entgegenzuwirken, sind für die Versorgungsleitung mindestens ein Adernpaar zu verschalten sowie der Systembus vom letzten Zimmer aus zur Zentrale und den dortigen Netzteilen zurück zu führen. Jedes Elektronikmodul benötigt eine Betriebsspannung von mind. 18V DC. Dieser Wert muss bei der Inbetriebnahme nachgemessen und protokolliert werden. Hierbei ist die Abhängigkeit von der Anzahl der aktiven Module (ausgelöste Rufe) zu beachten. Mit höherem Strombedarf steigt auch der Spannungsabfall auf der Leitung.

Kabelempfehlungen

Systembus: Standard-Fernmeldekabel vom Typ IY(St)Y 4x2x0,8; bei Sprachsystemen IY(St)Y 6x2x0,8

Alle übrigen im Raum installierten Ruf-, Abstell- und Zugtaster sowie Zimmersignalleuchten werden über den Raumbus mit der Zimmerelektronik verbunden.

Raumbus: Standard-Fernmeldekabel vom Typ IY(St)Y 2 x 2 x 0,6; bei Sprache am Bett IY(St)Y 4 x 2 x 0,6

Zentrale Komponenten der FN 6000® Rufanlagen

Die serverbasierte Zentrale besteht aus dem Schwesternrufserver mit Schwesternrufsoftware sowie zusätzlichen Hard- und Softwaremodulen und dient als zentrale Steuer- und Überwachungseinheit.

Die Verbindung zu den Zimmern wird über den Linienverteiler (Basiseinheit und Linienmodule) hergestellt.

Die Anbindung der Ident-Zentralempfänger zum Aufbau einer drahtlosen Rufanlage und der Ident-Kompakteinheiten zum Schutz weglaufgefährdeter Menschen erfolgen über Standard-Netzwerkkomponenten.

Gemäß Vorgaben der DIN VDE 0834, Teil 1 erfolgt eine permanente und automatische Überwachung aller angeschlossenen Rufeinheiten auf technische Störungen. In Verbindung mit der Schwesternrufsoftware werden die organisatorischen Abläufe einer modernen Pflegeeinrichtung unterstützt.

Das gesamte Rufgeschehen wird im Sinne der Qualitätssicherung für Pflegeeinrichtungen laufend gespeichert und kann nach verschiedenen Kriterien ausgewertet und ausgedruckt bzw. in MS-Office Programme exportiert werden.

Durch die Integration des Schwesternrufservers in die IT-Infrastruktur kann der Zugriff auf das System zur Administration oder Protokollabfrage auch dezentral an Netzwerkarbeitsplätzen erfolgen. Neben den Funktionen der Patientenrufanlage können alle übrigen EDV-Programme, wie Patientenverwaltung, Office-Anwendungen etc., parallel betrieben werden.

Zusätzliche Softwaremodule sorgen für eine Anbindung von Personenrufanlagen, TK-Systemen oder Brandmeldeanlagen. Auf Kontaktebene können Störmeldungen oder bestehende Lichtrufsysteme integriert werden.

Das Fernwartungsmodul unterstützt den Zugriff und die Administration des gesamten Systems.

Kleinere Installationen können mit der IP-Rufzentrale (bis zu 4 Linien) oder mit einem IP-Linienmodul im Stand-Alone-Betrieb realisiert werden.